Laufveranstaltungen bei Wind und Wetter

Ob bei kleineren Straßenläufen wie kürzlich beim Landkreislauf in Regensburg oder bei Großveranstaltungen wie dem Berlin Marathon – immer wieder beobachte ich dieselben Situationen: frierende Läufer im Start- und Zielbereich auf Grund von fehlendem Wärmeschutz bzw. fehlender Marathon Wärmefolien oder -ponchos.

Bei vielen Events stellen Veranstalter Wärmefolien gar nicht oder in zu geringen Mengen zur Verfügung. Einige Läufer behelfen sich in diesen Fällen mit einem (gebrauchten) Plastikmüllsack, der nur einmal verwendbar ist und anschließend am Straßenrand oder im Müll landet. Andere Läufer tragen im Startblock ein ausgedientes Kleidungsstück, das nach der Verwendung ebenfalls meist am Straßenrand bzw. im Müll landet. Wie in einem Bericht von Spiegel TV über den Berlin Marathon 2017 zu sehen war (siehe Spiegel TV Magazin vom 24.09.2017), gibt es auch soziale Organisationen, die Altkleidung im Starterfeld aufsammeln und einer Wiederverwertung zuführen. Dies ist grundsätzlich eine positive Herangehensweise, unserer Erfahrung nach leider aber auch nur eingeschränkt hilfreich. Denn in der Praxis sind diese Kleidungsstücke meist gar nicht mehr wiederverwendbar.

Je größer die Veranstaltung, desto größer der Bedarf an Marathon Wärmefolien

Beim diesjährigen Regensburger Landkreislauf war das Wetter, wie auch im Jahr zuvor, kühl und regnerisch. Ich war selbst mit dabei. Der Landkreislauf ist ein Staffellauf, d. h. in der Wechselzone wartet der nächste Läufer auf seinen Vorläufer. Man ist rechtzeitig vor Ort, stellt sich im längst gebildeten Übergabetrichter auf und wartet – bei Regen, bei Wind, bei Kälte. Kleidet man sich zu warm, schwitzt man während des Laufs. Somit wartet der Durchschnittsläufer im dünnen Funktionsdress auf seinen Vorläufer – und friert.

Wie schön wäre da eine Marathon Wärmefolie, mit der man sich temporär einhüllen kann und die man dann idealerweise gleich an den Vorläufer weiterreichen kann. Somit profitiert auch dieser nach Erreichen seines Etappenziels während der Verpflegung und kühlt nicht so schnell aus. Leider gibt es einen solchen Wärmeschutz viel zu selten – und ich habe schon bei sehr vielen Veranstaltungen teilgenommen. Vereinzelt warten Angehörige mit Wechselkleidung auf den Läufer, aber in der Realität ist es so, dass man sich in erster Linie dem Verpflegungsbereich widmet, statt sich unmittelbar umzuziehen, vor allem weil man ja auch noch ausschwitzen möchte.

Auch beim Berlin Marathon war in diesem Jahr Schmuddelwetter angesagt: Regen, Wind, Kälte. Für den Startbereich wurden leider keine Wärmefolien bereitgestellt. Daher nutzten viele Läufer mitgebrachte, ausgediente T-Shirts und Pullis oder brachten Marathon Wärmefolien von anderen Veranstaltungen mit, die sie wiederverwendeten – und später zusammen mit Bechern, Bananenschalen und sonstigem Restmüll entsorgt wurden.

Erstmalig konnte man den Berlin Marathon Poncho für den Zielbereich buchen – statt einer Kleiderabgabe. Leider war die Ponchoausgabe hunderte Meter vom Ziel entfernt, so dass auch diese Läufer die Einmal-Wärmefolie nutzen mussten – wenig sinnvoll im Sinne des Umweltschutzes. Zumal der Berlin Marathon Poncho zwar grundsätzlich wie ein Kleidungsstück wiederverwendbar ist, ohne Kleiderabgabe trotzdem kein zweites Mal mehr genutzt werden kann.

Warum ist der Wärmeschutz so wichtig?

Spezielle Wärmefolien verhindern ein vorzeitiges, zu schnelles Auskühlen des Läufers in den emotionalen Phasen eines Laufes, also direkt vor dem Start und unmittelbar nach dem Zieleinlauf.

Die Wärmefolien sorgen dafür, dass die vorhandene Energie im Startbereich nicht durch Frieren verloren geht. Die letzten Minuten vor dem Startschuss pusht man sich, lässt sich von der Energie der Menge anstecken. Frieren und erste Gedanken an eine Erkältung gehören nicht hierher.

Im Ziel ist es wichtig, sich möglichst schnell vor Auskühlung zu schützen. Die Zeit nach dem Zieleinlauf ist sehr kritisch. Man ist nassgeschwitzt, die Poren sind noch geöffnet, man schwitzt nach. Der Körper kühlt schneller aus, als man denkt. Selbst bei kalten Außentemperaturen produziert der Körper zunächst noch Wärme. Dann beginnt man zu frieren und es kommt schnell zur Unterkühlung – 1-2 Tage darauf folgt oft eine Erkältung oder ein Infekt. Und genau deswegen wollen viele Läufer den Zielbereich möglichst schnell verlassen. Da wird schon mal auf die Banane oder das Isogetränk verzichtet, wenn man friert. Und alle weiteren After-Run-Highlights werden unwichtig, man möchte nur noch heim, unter die heiße Dusche, Wärme tanken. Für den Veranstalter ist das ein unerwünschter Effekt, denn die Läufer sollen ja (samt Anhang) noch verweilen, die Stimmung genießen und dem Veranstalter Umsätze bringen.

Und auch der Läufer will sich an an eine tolle, gut organisierte Veranstaltung, an ein tolles Rennen und idealerweise an eine tolle Zeit zu erinnern. Die Stimmung wird leicht getrübt, wenn man daran zurückdenkt, wie kalt es doch war, wie sehr man beim Start oder im Ziel gefroren hat. Und wie dann wenige Tage später evtl. auch noch eine Erkältung kam. Erneute Teilnahme? Fraglich. Dies ist auch für den Veranstalter äußerst ungünstig. Er verliert Teilnehmer, vielleicht sogar Stammkunden.

Die Praxis zeigt: Laufveranstalter, Sponsoren und Teilnehmer profitieren gleichermaßen von nachhaltigem Wärmeschutz

Ich habe mich auf verschiedenen Veranstaltungen bei den Teilnehmern umgehört, ob sie sich seitens Veranstalter Wärmefolien wünschen würden. Die Antwort war eindeutig „ja“ – fast ohne Ausnahme.

Der Veranstalter profitiert in jeglicher Hinsicht davon, den Teilnehmern einen vernünftigen, mehrfach verwendbaren und idealerweise ökologischen Wärmeschutz samt Entsorgungskonzept anzubieten. Auf der einen Seite bietet das Produkt dem Teilnehmer ein weiteres Incentive, das in der Startgebühr enthalten ist und – im Gegensatz zu manch anderen Beigaben – auch noch einen großen Nutzen mit sich bringt. Andererseits kommt der Veranstalter seiner Sorgfaltspflicht nach und trägt dazu bei, die Teilnehmer vor Kälte und Nässe und damit deren Gesundheit zu schützen. Die Produkte können im Starterbeutel ausgegeben werden oder direkt im Start- und Zielbereich gereicht werden. Das „Müllproblem“ lässt sich managen, indem mehrfach wiederverwendbare, aus nachhaltigen Rohstoffen hergestellte Wärmefolien und Ponchos verwendet werden. Abgenutzte und nicht mehr benötigte Produkte können mit einem Sammelkonzept gezielt dem Recycling zugeführt werden.

Aber auch für die Sponsoren sind Wärmefolien eine lukrative Sache, denn sie sind pure Werbeflächen: gut sichtbar und vor allem in der Masse eindringlich. Logos und Aufdrucke direkt auf dem Läufer, auf dem potentiellen Zielkunden ihrer Produkte – näher kommt man an ihn nicht heran.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass richtig gemachter und bereitgestellter nachhaltiger Wärmeschutz sowohl für den Teilnehmer als auch für den Veranstalter und dessen Sponsoren ein unverzichtbares Element bei Sportveranstaltungen darstellt – und das nicht nur im Laufsport.

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